"Schweigen"
(Zwischen den Kompetenz- und Kommunikationsdefiziten der Offiziellen)
Von Martin KruscheDie aktuelle
Graz2003-Kontroverse hat ihre Schärfe und harten Konturen teilweise daher, daß
Funktionstragende auf verschiedenen Ebenen entweder nicht willens oder nicht in der Lage
sind, eine sachliche Auseinandersetzung über die anstehenden Fragen zu führen. Wie man
befürchten muß: teilweise einfach mangels Sachkenntnis.
Anders ist kaum zu erklären, warum bis heute die einzigen kohärenten Statements von den
Anwälten der Company stammen. Und vom Geschäftsführer jener Firma, welche die Website
der 2003er-Company realisiert hat. Also juristisches und technisches Personal.
Aber es gibt bisher keine einzige formelle Stellungnahme seitens der Kulturpolitik und
dort anknüpfender Agenturen.
Keine formelle Stellungnahme seitens der Graz2003-Intendanz.
Keine formelle Stellungnahme vom Landeskulturreferenten der Steiermark, Gerhard
Hirschmann.
Keine formelle Stellungnahme vom Grazer Kulturstadtrat Siegfried Nagl.
Keine formelle Stellungnahme vom Grazer Kulturamtsleiter Peter
Grabensberger.
Eine e-Mail von Wolf Rauch,
Kultursprecher der steirischen ÖVP.
Keine formelle Stellungnahme von den anderen Fraktionen.
Keine formelle Stellungnahme seitens der IG Kultur Steiermark.
Also bis zum Schlußtag unserer "Aktionsphase"
keine Beiträge seitens Funktionstragender, wie und wo denn nun anliegende Fragestellungen
einer wachsenden "Informationsgesellschaft" behandelt werden sollen. Zumal ja
wenig überraschend sein müßte, daß gerade auf dem Kunstfeld Wege gegangen werden, die
bisherige Auffassungen und Konsenslagen strapazieren, die Anlaß geben, wesentliche
gesellschaftspolitische Fragen neu zu verhandeln.
Statt dessen ziehen sich alle Promotoren des Geschehens ins
Schweigen zurück und überlassen dem Höchstgericht die Behandlung der Angelegenheit. Ein
bemerkenswerter Beitrag der Steiermark zum kommenden Großereignis "Graz 2003 als
europäische Kulturhauptstadt".
Dieser aktuelle Stand des Schweigens Verantwortlicher
markiert eine Kontinuität, die ich an zwei kleinen Episoden erahnbar machen möchte:
Vor einigen Jahren versuchte ich im Rahmen der
"Konferenz der Provinz" zu klären, in welcher Art und zu welchen Bedingungen
Kultur- und Kunstschaffende auf dem Steiermark-Server präsent sein könnten. Immerhin die
wichtigste "Filiale" des Landes im Internet. Es dauerte seine Zeit, bis man mir
den zuständigen Beamten nennen konnte. Ich saß schließlich einem Hofrat gegenüber, der
mir nach rund einer Viertelstunde ginsend erklärte, seine Emails würden von seiner
Sekretärin erledigt, einen PC fasse er eigentlich lieber nicht an. Da endete unsere
Verständigungsmöglichkeit zur Sache.
Im Dezember 2000 wurde ich von einem Richter zum
"Domainstreit" mit der 2003-Company einvernommen. Der Mann hatte über strittige
Fragen unserer Erweiterung ins Internet zu urteilen. Ich erinnere mich an Momente wie etwa
jenen, da ich diesem Richter erklären mußte, welcher kategoriale Unterschied zwischen
üblichen Links und bezahlter Bannerwerbung auf Websites besteht. Der Mann hatte offenbar
keine Ahnung, was da im Web läuft.
Weitere Episoden gefällig? Lassen wir das! Es ist Zeit
für Antworten. |