Antwort

Von: "Wolf Rauch" wolf.rauch@uni-graz.at
Betreff: Re: graz 2003
Datum: Donnerstag, 11. Oktober 2001 08:50

Geehrter Herr Krusche, danke für die Informationen zum "Fall Graz2003". Das Problem, mit dem Sie konfrontiert sind, ist international heftig diskutiert: Soll das Internet ein selbstregulierender, freier, offener Raum sein, in dem es praktisch keine gesetzlichen Eingriffe gibt - oder soll der Rechtsstaat mit all seinen Regelungen des Schutzes von Marken, geistigem Eigentum, Datenschutz bis hin zu Verbrechensbekämpfung und Jugendschutz etc. der virtuellen Welt übergestülpt werden? Die Antwort ist nicht so klar, wie es beide Seiten (jeweils für sich) in Anspruch nehmen. Einerseits ist unser Rechtssystem dem INTERNET einfach nicht gewachsen - es hinkt immer deutlich hinterher und bleibt in seiner Anwendung zutiefst unbefriedigend. Andererseits birgt das Netz natürlich große Gefahren der missbräuchlichen Verwendung bis hin in den Verbrechensbereich.

"Graz 2003" wäre eine schöne Gelegenheit, diese Problematik aufzuzeigen und über Lösungsmöglkichkeiten zu diskutieren (z.B. in dem man zwei Welten schafft, die unterschiedliche Regeln befolgen, aber aufeinander verweisen und einander reflektieren).

Sehen Sie ein Möglichkeit, im Wege eines Vergleiches noch eine Synthese der beiden Standpunkte zu erreichen?. Hier liegt nicht nur ein Rechtsstreit vor, sondern vor allem die Chance, ein wichtiges gesellschaftliches Problem (nämlich Informationsethik und Rechtsordnung im Cyberspace) auf dem Gebiet der Kunst und mit den Mitteln der Kunst weiterzuentwickeln. Anders ausgedrückt: Der "Fall 2003" ist nur am Rande ein rechtliches, vor allem aber ein wissenschaftliches und künstlerisches Projekt.

Mit besten Grüßen, Wolf Rauch

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