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Zivilisation

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Born to be wild war die Parole der Täuschung, denn der Easy Rider ist ein Repräsentant der Zivilisation, nicht der Wildnis. Er riecht niemals das Tier, sondern bloß dessen Haut, die er sich überzieht. Weil seine eigene Haut zu schwach ist. Dem Filmhelden, der nicht einmal das trug, Haut eines toten Tieres, hätte jeder Ritt über den Asphalt das Fleisch ans Licht gebracht.

In der Legende ist er bloß einer, der jung stirbt, weil diese Welt nicht für ihn gemacht sei. Er weiß – so jung – nichts mehr zu finden, was des Lebens wert wäre. Er riecht den heißen Motorblock, das gekochte Öl, weiß, wie Gummiabrieb sich in die Nase legt, weiß den Schwall Benzindunst zu kosten, der beim Auffüllen aus der Tanköffnung strömt.

Ohne diese Stoffe kommt er nirgendwo hin. Weil ihm die freie Fahrt genommen werden soll, muß er einem Bauern vor die Schrotflinte kommen. Blow out die Flinte, burst out der Easy Rider.

Das Motto lautete: Live fast, love hard, die young. Lebe schnell, liebe intensiv, stirb jung. Wie der alte Unterricht im Heer als letzte und höchste Schule. Tugend des Kriegers: Die Bereitschaft jung zu sterben.

("Easy Rider" ist Südstaaten-Jargon und meinte ursprünglich
einen Mann, der sich von einer Frau aushalten läßt.)

[15•2000]


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