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Das sind wir!


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Regionale Identität ist die kleine Schwester des Ethnos

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Martin Krusche (3922 Byte)

 

Von
Martin Krusche

 

Es besteht wenig Zweifel: Ethnos ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Etwas, das es nur gibt, wenn genug Menschen daran glauben.

Etwas sorgfältiger argumentiert: In der Ethnologie herrscht heute weitgehend Übereinkunft, daß das Ethnische etwas von Menschen Gemachtes ist. Eine Konstruktion. Aber!

Ethnos -- das, was dem Volke zueigen sei -- diese andere Art zu sagen “Wir! Das sind wir!”, hat etwas sehr Anziehendes. Etwas, das vieler Menschen Kern zu treffen, zu berühren scheint. Ethnos hat etwas derart Bestechendes, daß Menschen gelegentlich ihr Leben dafür geben. Oder das Leben anderer dafür auslöschen.

Das Spektrum
Darin ist das Spektrum unseres Themas skizziert. Es reicht vom Moment, da man sich nicht mehr einsam fühlt, bis zur Vernichtung ganzer Völker. Irgendwo in diesem Spektrum finden wir, ganz ohne scharfe Ränder, ganz ohne klare Konturen, die “regionale Identität”. Man kann nicht so genau sagen, was es ist. Aber es läßt sich viel darüber sagen.

Vor allem dann, so zeigt die praktische Erfahrung, wenn man feststellt, daß man sie verloren hat. Was verloren hat? Vielleicht: Ein Gefühl der Zugehörigkeit. Etwas, das Angst zu bannen vermag.

Das ist alles sehr heikel, denn Gefühle gelten im Sinne einer politischen Kategorie als diskreditiert.

Gefühle sind das, was landläufig dem Geschäft des Populismus zugerechnet wird. Gefühle sind das, was der Profi sich angeblich besser nicht leistet. Gefühle sind das, was vorzugsweise trivialer Literatur und kommerziellen Liedern eingeschrieben ist -- so heißt es.

Wenn man die Sache nun von dieser Seite betrachtet:
Populismus,
• “Unprofessionalität”,
• triviale Literatur,
• kommerzielle Lieder,
wenn das die bevorzugten Institutionen sind, denen Gefühle, regionale Identität und Ethnos anvertraut sein sollen, haben wir vielleicht ein paar Probleme am Hals. Aber!

Kulturelle Vorhaben
Es steht ja keineswegs fest, daß es sich nur so verhalten kann. Ich habe zur Prüfung ins Blickfeld gerückt: “Wie wir uns zu dem machen, was wir sind.” Das ist ein zentraler “Unternehmensgegenstand” kultureller Vorhaben. Davon handelt Kultur wesentlich. Wenn man es in großen Dimensionen betrachtet, etwa Völker betreffend, bringt Kultur Ethnos hervor. Oder konstituiert -- etwas kleinräumiger betrachtet -- regionale Identität. Das ist nicht von hausaus da. Wir machen es.

Verständigung
Darüber muß möglichst offene Verständigung stattfinden können. Wenigstens in einem überschaubaren Lebensraum. Lebensraum und Verständigung.

Das zusammenzufassen, zu verklammern, ist vielleicht eine der Möglichkeiten, dafür zur sorgen, daß Ethnos nicht zu einem mörderischen Derivat wie Rassismus oder Nationalismus werden kann. Wenn das als gesichert gelten darf, mögen auch Gefühle ihren Rang als persönliche wie politische Kategorie haben ... im Wechselspiel des Privaten und des Öffentlichen. Das darf nicht einer emotional merkwürdig ausgestatteten Profiliga überlassen sein, die an einer Stelle den Funktionär kennt (als politischen Repräsentanten), an der anderen Stelle den Werbetexter (als kulturellen Exponenten). Wo diese beiden Kompetenztypen zusammenfinden, ihre Allianz als regionalpolitisch-kulturelles Konzept verwerten, entsteht brisanter Handlungsbedarf.

Gefühle, Politik, regionale Identität, das sind Themen der Kultur und des kulturellen Engagements. Lebensraum und Verständigung.

Darin liegen Themenzusammenhänge, über die man Wissenschaft und Kunst genauso befragen mag, wie Ökonomie und schlichte Alltagskompetenz. Genau darum geht es in diesem Vorhaben der Virtuellen Akademie Nitscha. [10/98]

 

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