Was die Dinge sind
(Input #1 zum Compwood-Workshop)
Von Martin Krusche

martin.jpg (11946 Byte) Ein Baum ist ein Baum. Ein Stein ist ein Stein. Ein Schritt ist ein Schritt. Ein Schauer auf der Haut. Ein Licht im Auge. Ein Lidschlag und ein Atemzug. Unsere Gedanken. Unsere Emotionen.

Jeden Moment nehmen wir an einem Sturm von Ereignissen teil. Unsere Wahrnehmung hat ihre Kanäle auf vielen Ebenen offen. Sie kann was da alles einströmt gegeneinander verschieben, ineinander verzahnen. Wir sind nicht weil wir denken, sondern weil wir erleben. Alles dreht sich um einen einzigen Punkt, der Fokus ist, aber auch Quelle: Lebendigkeit.

Es ist berauschend am Leben zu sein. Und es wäre überhaupt nicht notwendig, darüber Aussagen zu treffen. Aber wir haben meist eine unbändige Lust, mit diesem Ereignissturm des Daseins zu spielen. Wir treten zu Dingen in Beziehung wie zu anderen Menschen, die anwesend sind. Wir beziehen die Abwesenden mit ein. Das Vergangene. Ja sogar Vorstellungen von Zukünftigem.

Zeit. Das ist eine der radikalsten Ideen menschlicher Kultur. Wir gestalten unser Dasein.

Die Menschen, mit denen wir es teilen, sind ebenso Ziel solchen Gestaltens, wie die Dinge, die uns umgeben. Gestalten, das heißt auch: Bedeutung produzieren. Sinn herstellen. Diesem Sinn Ausdruck zu verleihen. Wir sind eine Bedeutung und Zeichen produzierende Spezies. Das ist eine sehr aufregende Art seine Zeit zu verbringen.

Freilich produzieren auch Couch Potatoes Sinn und Bedeutung, wenn sie ihr Leben vor dem Bildschirm mit Soap Operas zu vergeuden scheinen. Man muß sich da vor Abschätzigkeiten hüten. Die Natur spielt. Die Evolution plant nicht. Niemand hat uns einen Auftrag erteilt. Schon gar nicht den, die Krone der Schöpfung zu sein und jederzeit höchste Wertvorstellungen umzusetzen.

Aber.

Ästhetische Erfahrungen und wachsende Raffinesse lustvollen Erlebnissen nachzugehen reißen einen doch von der Couch – falls man sich dort schon zu wohl gefühlt hat. Lernen, ob spielerisch oder anders, läßt einen in Kontrast zur eigenen Vergangenheit kommen. Dieser Kontrast ist aufregend. So entfaltet sich eine Biographie.

Begreifen.

Dieses Wort verweist nicht umsonst auf unsere Hände, die den Geist zu stimulieren vermögen. So ist dieser Workshop angelegt. Anlaß die komfortable Couch zu verlassen, auf die man zwischendurch gerne zurückkehren mag. Begegnungen. Begehungen. Neue Orte. Tätigkeiten für die Hände und den Geist. Wohltaten für den Verstand und den Körper. Lernen und Genießen. Darum geht es hier.

Denn im Zentrum steht: es ist berauschend am Leben zu sein.

[Siehe auch "Input #2"!]
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