Statements

Lieber Martin, sehr geehrte Kulturschaffende, sehr geehrte Kulturpolitik,
sehr geehrte Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas Organisations- GmbH,

Bezüglich deines Schreibens möchte ich ein paar Dinge zur Diskussion stellen.

Erster Punkt:
Nach genauer Ansicht und Betrachtung der Sites www.graz2003.com und www.graz2003.at finde ich es durchaus nicht angebracht von obgenannter GmbH irgendeinen Anspruch an die von Dir / Euch entworfene Site www.graz2003.com zu stellen, da ich glaube, dass es für eine Kulturhauptstadt Europas, die ja Menschen aus aller Welt ansprechen und interessieren sollte, nicht reicht, so wie auf graz2003.at ein einfaches Programmbuch zu digitalisieren und sich sozusagen um die dem Titel entsprechende Kulturstadt Graz nicht wirklich zu kümmern.

Zweiter Punkt:
Die aus Punkt eins zu stellende Frage ist: Was ist Kultur?? Was macht Kultur aus??
Kultur entsteht durch Kulturschaffende. Kulturschaffende sind u.a. Künstler.
Künstler haben sich dazu entschlossen, eine eigene Sicht der Dinge zu vertreten, und diese Sicht durch ihr Kunstschaffen zu veröffentlichen. Nun gibt es in Graz meines Wissens nach sehr viele Kunstschaffende aus jedem Bereich. Martin Krusche hat diesen Künstlern eine Plattform bereitgestellt, die, wie ich meine, eine Möglichkeit ist, eine sehr breite Masse über das Medium Internet zu erreichen. Ein weiterer Aspekt dieser Plattform ist es eine bestmögliche Vernetzung verschiedenster Kunstbereiche herbeizuführen.
Das ist für mich ein äußerst wichtiger Punkt, da es absolut notwendig ist eine Verbindung zwischen Künstlern verschiedenster Richtungen, Medien, Kulturförderern, Kunstanbietern, Veranstaltern untereinander und mit der Öffentlichkeit, die ja eigentlich als unser Kunde auf der Suche nach diversen künstlerischen Outputs ist, herzustellen. Denn dann, und nur dann, wenn diese "Öffentlichkeitsarbeit" von Erfolg gekrönt ist und das Angebot, das wir Künstler anbieten, in direkter Linie auf den "Markt" gebracht werden und der suchende "Kunde" in direkten Kontakt mit dem Angebot treten kann, ist es für uns möglich zu überleben. Ein Überleben, dass in zweierlei Hinsicht zufriedenstellend ist. Künstlerisches Überleben im Sinne von Anerkennung von Leistung und Idee, und materielles Überleben, im Sinne davon, dass wir ebenso wie jeder andere sterbliche Bürger, essen und trinken, Steuer und Miete und, und, und zahlen müssen.

Dritter Punkt:
Für eben diesen Versuch einer Vernetzung sollten wir dankbar sein. Wir - damit meine ich alle die wir im gleichen Boot sitzen, Künstler und Förderer, Kulturpolitiker und Veranstalter und nicht zu vergessen die Menschen die unser aller Schaffen erst sinnvoll machen. Menschen, die Kunst kaufen, und Interesse an unserem Schaffen kundtun, indem sie zu meinen Konzerten kommen, sie in eine Galerie gehen, das Angebot einer Kulturinitiative in Anspruch nehmen und die alle vorhin Genannten damit finanzieren. Daher finde ich es sehr schade, dass wir nicht alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Die Site www.graz2003.com stellt doch in keiner Form eine Gefahr für die Institution Kulturhauptstadt2003 dar. Ganz im Gegenteil. In der Art und Weise wie dieser Internetauftritt gestaltet ist und ständig wird, ist es doch eher zu begrüßen, dass dadurch offensichtlich mehr Menschen Zugang zu unserer Stadt und ihrer Kultur, und auch zur "offiziellen" Veranstaltung als Kulturhauptstadt Europas Zugang finden.

Daher möchte ich die Kulturpolitik dieses Landes aufrufen, sich dieser Sache anzunehmen, und endlich zur Kenntnis zu nehmen, dass wir niemandem schaden möchten und auch keine besondere Hilfe erwarten, sondern nur mit den von uns geschaffenen Mitteln und Wegen versuchen unser Land und damit die Menschen, die wie wir hier leben, zu bereichern und keineswegs immer nur zwischensteuern und kontraproduktiv agieren wollen.

Hochachtungsvoll
Gregor Josel

...auch im Namen von: Prof. Mag. Manfred Josel, der Band VASH, Florian Vass, Billie D., und allen die gleicher Meinung sind.

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