Von:
"Jürgen Kapeller" juergen.kapeller@tub.at
Betreff: AW: Antwort: domain
Datum: Dienstag, 16. Oktober 2001 10:19Lieber
Martin,
werter Adressatenkreis,
ich danke martin für die sehr präzise und
wohlformulierte darstellung der position. Dem möchte ich vielleicht noch etwas
hinzufügen.
Wie ich aus einigen verbindungen weiß, geht es in der
sache ja auch schon lange nicht mehr um das sachliche und ich darf ein mir übermitteltes
zitat anbringen: "... gegen den krusche haben wir eh nix, dem Kapeller woll ma ans
auswischen...". Es ist selbstredend, dass ich meine informanten hier nicht preisgeben
kann, sie werden auch nicht in irgendwelchen verfahren aussagen, weil sie ja sonst gefahr
laufen, ebenso gemobbt zu werden.
Mobbing scheint mir eine harte aber auch durchaus
angebrachte bezeichnung für das geschehene zu sein, da die klägerin bis heute
substanzielle erklärungen und darstellungen des sog. "schadens" für die
organisations gmbh. und erst recht dessen quantifizierbare bewertung schuldig geblieben
ist.
Generell ist die Auseindandersetzung mit dem Inhalt
vernachlässigbar und bleibt gegenüber dem wiederum inhaltlich nicht begründbaren
formalen disput weit zurück. Inhalt wird zur nebensache - man denke an die bezeichnende
aussage "...Wir wollen Krusche und Kapeller ja nicht hindern, über die Kulturstadt
Graz 2003 zu diskutieren, aber nicht unter diesem Kürzel 'Graz2003' ...".
Man möge sich das einmal so richtig auf der zunge
zergehen lassen: Eine organisation, die nach selbstdefinition antritt, um "...die
Beteiligung möglichst vieler grazerinen und grazer..." sicherzustellen,
"...denn die kulturhauptstadt braucht viele aktive bürger..." sanktioniert
allzu aktives mittels klage. Dabei geht es aber wiederum nicht um den inhalt der
aktivität, sondern um die bloße tatsache, dass man in einer form aktiv wird, die
möglichst sichtbar sein soll. Oder anders formuliert, dass man sich den platz selbst
selbst aussuchen wollte und nicht auf die zuweisung in nische 23456 gewartet hat. Und
dafür will man uns jetzt "... eines auswischen". Das sagt alles über stil und
niveau hiesiger kulturpolitik.
Kein vertreter der stadt graz noch der organisations
gmbh. hat uns je gefragt, was wir hier tun, was wir hier vorhaben und ob das nicht etwas
ist, von dem alle profitieren könnten und ob es nicht sinnvolle möglichkeiten gäbe,
einander zu unterstützen. Es ist ein recht fragwürdiges zeichen hiesiger
"kultur", wenn sie keine silbe lang fragt, worum es geht, sondern unreflektiert
auf der formalebene zuschlägt und verurteilt ohne den sinn dahinter überhaupt jemals
erfahren zu haben. Es ist stillos, nicht nach konstruktiven alternativen zu suchen.
Es liegt auch in der natur der projekte begründet, dass
bereits jetzt eine entsprechende teilöffentlichkeit gesucht und benötigt wird, denn es
sind experimental- und entwicklungsprojekte. Sie sind der versuch, über einen prozess zu
erarbeiten, was netzkunst anno 2003 sein kann, denn planen und wissen können wir
diesbezüglich heute noch recht wenig - darum dieser ansatz.
Es ist keine fertigware, sondern der mut, in etwas
hineinzuleben, dessen ergebnis wir heute nicht mit sicherheit voraussagen können. Und
gerade darum meine ich, ist dafür auch im offiziellen programm wenig platz, denn dort
gilt es "publikumserfolge" zu produzieren. Also war es konsequent und richtig,
hier "offraod" zu beginnen und wenn es was tolles wird - was wir alle hoffen -
steht es dem offiziellen Graz2003 immer noch frei, es in nische xxxx zu plazieren.
Noch eine pikanterie am rande: Es dürfte niemandem
entgangen sein, dass sich die stadt graz in - vorsichtig formuliert - einer finanziellen
krise befindet. Und da gibt es doch glatt bürger dieser stadt, die freiwillig und auf
eigenes risiko und eigene kosten kulturprojekte ins leben rufen und diese dem
"ereignis 2003" widmen wollen. Es kostet die stadt und diese organisations gmbh.
keinen cent, sondern nur ein wenig mut, es geschehen zu lassen. Und die einzige antwort,
die von offizieller stelle zu hören ist, besteht darin, das finanzielle risiko für die
initiatoren mittels klage zu erhöhen. Da ist man nicht mehr gerne bürger dieser stadt,
da wird es einem sehr unwohl.
Ich hätte es für konstruktiver erachtet, wenn sie mich
um eine namhafte spende bitten, dann käme das geld wenigstens dem budget für 2003 zu
gute und nicht den anwälten und gerichten.
mfg
kapeller |