Von:
"peter riegersperger" rick@subnet.at
Betreff: RE: [NKOE] graz2003.XYZ
Datum: Sonntag, 25. November 2001 15:55liebe
leute!
der graz2003-domain-streit sorgt für diskussion, das
finde ich gut. nachdem ich mich nur schwer aus diskussionen raushalten kann, fühle ich
mich bemüssigt, meinen senf dazuzugeben.
zwei dinge möchte ich vorher klarstellen:
1. ich bin kein jurist. deshalb halte ich mich aus der juristischen dimension des problems
heraus. da gibt es berufenere.
2. ich kenne die grazer verhältnisse nicht. dass es
reibungen gibt, ist offensichtlich, warum die existieren, ist wohl perspektivenabhängig.
auch da halte ich mich raus.
nun. die position des konsortium.Netz.kultur ist klar,
und kann jederzeit unter http://konsortium.at/info.asp?topic=info&sub=pi&lang=de
nachgelesen werden. das erwähne ich deshalb, weil ich neben privatperson auch bei subnet
beschäftigt und im vorstand des konsortiums bin. (daher ist folgendes leider nicht nur
meine privatmeinung - ob mir das recht ist oder nicht)
die kulturpolitische dimension dieses streits ist dabei
von entscheidender bedeutung; was ein urheberrechtsrichter über diese angelegenheit sagen
würde, ist mir - gelinde gesagt - wurscht. alleine die tatsache, dass solche
überlegungen innerhalb der community angestellt werden müssen, ist ein armutszeugnis
für die österreichische kulturpolitik.
berücksichtigt man die kulturelle dimension wird klar,
dass sich bundesheer.at und graz2003.com eben _nicht_ vergleichen lassen. trotz des
konzepts der umfassenden landesverteidigung ist das bundesheer sozusagen monopolist:
niemand sonst darf sich aufgrund unserer verfassung mit der bewaffneten landesverteidigung
auseinandersetzen. "bundesheer" ist damit nicht nur eine funktionsbezeichnung,
sondern auch eine "marke".
so sieht das bei der kultur wohl hoffentlich nicht aus.
wie gesagt, ob diese position juristisch haltbar ist, kümmert mich nicht.
was ist denn der punkt dieser angelegenheit? die
kulturpolitik schafft ausgelagerte, privatwirschaftlich organisierte, mit steuergeldern
bezahlte monopole, und möchte diesen monopolanspruch in allen belangen durchsetzen.
na bravo, da wünsch ich den betreibern von kultur.at
(krusche) und kultur.or.at (dachverband salzburger kulturstätten) ja jetzt schon viel
spass.
aber auch der arge kulturgelaende (kulturgelaende.at),
wenn man österreich als kulturland positionieren will (kulturland.at,
kulturlandschaft.at, kulturgelaende.at).
oder aber ein handlauf-hersteller mit viel sinn fürs
feine eine verwechslung mit seiner domain befürchtet (kulturgelaendeR.at).
mein problem ist nicht, dass die graz2003 gmbh die
domains haben will. das ist verständlich. wäre ich geschäftsführer, würde ich
eventuell genauso handeln (aber nur eventuell!). mein problem ist, dass die kulturpolitik
nicht eingreift, und endlich position bezieht. "durchtauchen" scheint die
parole. so nicht!
was hier geschieht ist nicht akzeptabel, weil man
künstlern die partizipation an einem KÜNSTLERISCHEN UND KULTURELLEN ereignisverweigern
möchte.
ich denke, vor diesem hintergrund sollten wir die ganze
angelegenheit diskutieren, und nicht auf juristischen spitzfindigkeiten herumreiten.
und eines noch: ein url ist nicht nur ein url, das steht
in der community hoffentlich ausser streit. ein url ist ein raum im raum. man spricht
nicht umsonst vom "home".
und in diesem sinne:
my home is my castle.
grüsse,
rick
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