Kassiber #4Open Space
Literarität ein allgemeines Kulturgut. Als die
Fähigkeit Texte zu lesen und zu verstehen, folglich auch Texte zu verfassen. Als eine
Fertigkeit, über die bei uns jeder Mensch verfügen sollte. Das ist möglicherweise eine
der radikalsten Ideen nach der Vorstellung, daß alle Menschen gleich sein sollen.
Wenn Literarität eine fundamentale Qualität unserer
Kultur ist, muß ihr, zeitgemäß, die Forderung nach allgemeiner Medienkompetenz
zugefügt werden. Knapp gesagt: die Kompetenz, verfügbare Medien passiv und aktiv zu
nutzen. Im Sinne von: nicht nur Empfänger, sondern auch Sender sein. Das war gerade noch
eine ganz schmal gefaßte Idee und ist auch gegenwärtig im Geruch der Utopie.
In Zeitungen publizieren? Bücher schreiben? Schallplatten
vorlegen? Filme drehen? Radio machen?
Aber plötzlich wurden herkömmliche Deutungseliten,
Opinion Leaders und Türhüter damit konfrontiert, daß sich die Mediensituation völlig
ändert. Die alten Weisen, wie man Herrschaftswissen verwaltet und die mediale
Öffentlichkeit zu kontrollieren versucht, sind durchlässiger, von neuen
Zugriffsmöglichkeiten durchzogen.
Deshalb sind natürlich die alten Verhaltensweisen der
traditionellen Lobbies nicht aus der Welt. Im Gegenteil. Manche drücken auf eine
rückwärtsgewandte Art verstärkt an. Aber auf anderen Feldern wurde schon begonnen, die
Bedingungen der freien Meinungsäußerung und Freiheit der Kunstschaffenden neu zu
verhandeln.
Diese Bedingungen müssen im Zeitalter der Medienkonvergenz
neu formuliert werden. Dabei haben wir auch über Fragen der Mediennutzung zu
diskutieren. Und darüber, was im Internet "Freier Zugang" bedeutet.
Gewinnorientierte Companies verwerten Lebensraum. Sie
verwerten Kulturgüter und Informationsräume. Sie verwerten sogar Lebewesen und deren
Basis... Genome. Da erzähle ich nichts Überraschendes. Companies tun sowas eben. Manche.
Gelegentlich.
Wäre noch und neu zu klären, was geschehen soll, wenn
solche Verwertungsunternehmen mit kleineren, strukturschwächeren Interessensgruppen
kollidieren. So viel Konsens darf ich wohl voraussetzen: Demokratie heißt nicht, daß
sich immer die Stärkeren durchsetzen.
Also wie soll das alles geregelt werden?
Und wo wird es verhandelt?
Wer nimmt an den Verhandlungen teil?
Was ist mit den Optionen jener, die nicht gehört werden?
Und was wird hinter geschlossenen Türen beschlossen?
Wir haben hier einen Anlaßfall. Die Grazer
2003-Kontroverse. Aber es geht um viel weitreichendere Frage- und Problemstellungen.
Feedback ist erbeten!
Beiträge sind erbeten!
Reichen Sie diese Einladung bitte weiter!
Yours!
Martin Krusche
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Die Dokumentation der Grazer 2003-Kontroverse befindet sich unter: http://www.kultur.at/kunst/2003/
Das offene Diskussionsforum dazu befindet sich unter: http://www.kultur.at/kunst/2003/forum/deb.htm
Die Cyber-Soap dazu befindet sich unter: http://www.kultur.at/kunst/2003/forum/
Wir bereiten für Mitte 2002 eine Fachtagung zu solchen Fragen vor. Gefordert sind Kunst,
Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik. |