logo
Cocktail
Nützlich: Sitemap

Weihnachts-Puzzle

E. MOTION - die
virtuelle Pinnwand


TV-Programm

winti-guide.ch als Startseite

Link-Tipp: tierisch

Gegen Langeweile: der Fun-Corner

Service
Fahrzeugmarkt
Stellenmarkt
Immobilienmarkt
Firmenverzeichnis
Inserieren
Fahrplan
Stadtpläne
Telefonbuch
Gratis SMS
Bluemail
Hotmail
Swisstalk
WinterthurTourismus
Marktplatz
mavengo.com
Tarifvergleich
Büchershop
DVD-Shop
Software-Shop
Versicherungen
CeDe-Charts
Reinigungs-Shop
Ferien in Sicht? Last Minute Reisen
Palm-Shop
Winti-Guides
Gastro-Guide
Museen
Stadtguides
Webguides
Shopping-Know-How
Notfall-Guide
Stadt & Gemeinden
Beratungs-Guide
Promotioncenter
Firmenverzeichnis
Print-Online-Angebot
Bannerwerbung
Partnerprogramm
Gastro-Guide
Zeitungsinserate
Marketing-Kontakt
suchen





wetter
Wetter Region
Wetter Schweiz
Wetter International
breaking news
Sonja Nef führt nach dem 1. Riesenslalomlauf in Maribor

Heissluftballon verursachte Flächenbrand von Maloja

Jahresteuerung in der Schweiz im Dezember unverändert

Eröffnung des SAARC-Gipfels verschoben - Musharraf noch unterwegs

US-Vermittler Zinni verlangt sofortige Umsetzung des Tenet-Planes
regionews
Breaking Regionews anzeigen
Suchen Sie nach einem Artikel im Online Archiv.
Leserforum / Leserbriefe
Themendossier
Angerichtet
Auto Aktuell
Internet
Lehre und Bildung
Stadtratswahlen 2002
Sulzer Konzern
Sulzer Medica
USA - Afghanistan
Versicherungstipps
Wirtschaft Region
Neue Airline
Alte Dossiers
Landbote intern
Abo-Service
Zeitungsredaktion
Webredaktion
Impressum
Zeitschriftenverlag
Ziegler Druck
Rechtliches

Montag, 04. Dezember 2000



Front

«OLD DANUBE HOUSE» VON WALTER GROND

Reise in die Gegenwart der Vergangenheit

Seit «Absolut Grond» sind ein paar Jahre vergangen, schwierige Jahre. Doch nun meldet sich der österreichische Autor Walter Grond mit einem neuen Roman zurück: «Old Danube House».

BEAT MAZENAUER

Kuca Stary Dunav, Old Danube House: Altes Donau-Haus. An diesem Ort in Sarajevo kristallisiert sich die Vision einer vergangenen Welt, als unter der habsburgischen Krone eine Vielzahl von Völkern zusammenlebte. Scheinbar friedlich – scheinbar, denn in Sarajevo wurde bekanntlich der Erste Weltkrieg ausgelöst. Dieses Symbol des Zusammenlebens hatte Grossvater Sahli als Reminiszenz an jene Stätte aufgebaut, an dem er gezeugt wurde: die Alten Donau-Auen bei Wien. Während der Tito-Zeit machte sein Sohn das Kuca Stary Dunav zu einer «Herberge für Christen, Moslems und Kommunisten», einen Ort der Begegnung.
Inzwischen von serbischen Mörsergranaten zusammengebombt, wohnt bloss noch eine Tochter in den Ruinen des alten Traums und versucht mit schamanischem Zauber die Wunden der Zerstörung zu heilen. Der Sohn, Nikola Sahli, dagegen ist längst ausgewandert. Seine kruden Theorien von Frieden und Freiheit brachten ihn bei den Kommunisten in Verdacht, so dass nicht einmal der gute Ruf des Vaters, eines Partisanen-gefährten Titos, ihn zu schützen vermochte. Im Westen begann er am vertrauten physikalischen Weltbild, das er selbst lehrte, zu zweifeln und ihm entgegen eine alchemistisch anmutende Theorie zu konstruieren. Wider alle Evidenz behauptet er das Vorhandensein einer frei schwebenden Energie, die die «Schwindelgesetze» der Thermodynamik und des Elektromagnetismus leugnen.
Um diese Theorie hat sich eine esoterische Gemeinde gebildet, die sich über die Verschwörung der Welt gegen sie beklagt. Im Internet kommt der Wiener Quantenphysiker Johan Nichol dem okkulten Heilsbringer Sahli auf die Spur. Dessen Freitod weckt sein Interesse, so dass er nach ihm zu forschen beginnt. Nichol steht im Brennpunkt divergierender Interessen: auf der einen Seite der gottesfürchtige Physikerkollege Stadler, der ihn auf den rechten Weg führen möchte, auf der anderen der coole Assistent Hofer, ein gewiefter Compi-Freak, dessen Selbstsicherheit ohne Keyboards und Bildschirme indes schrumpft. In Moskau wohnt Katharina, die Nichol vor Jahren kennen lernte und mit der er für eine mysteriöse «Space Frontier Foundation» nanotechnologische Forschung betreiben möchte. Schliesslich liebt er die Kunsthistorikerin Marina, die unübertrefflich ist in Fragen des Schönen unter Feng-Shui-Gesetzen.

Science-Fiction und Historie
Diese Konfiguration wird noch erweitert durch den schwer durchschaubaren Faruk Karafani, einen bosnischen Theaterdramaturgen und Freund von Nikola Sahli. Er zeigt sich Nichol auf der Suche behilflich. Von ihm angeregt, begibt dieser sich auch auf die Reise nach Sarajevo, wo er Verwandte Sahlis zu treffen hofft. In der schäbigen bosnischen Metropole, einst Symbol für multikulturelles Zusammenleben, zeigt die Gegenwart ihr albtraumhaftes Gesicht.
Sarajevo ist der Brennpunkt völlig widerstrebender Welten. Einerseits das wirtschaftliche Elend und die unausgestandenen Kriegstraumata, andererseits die Faszination der digitalen Technologie, die subkulturell voll ausgelebt wird und geradezu visionäre Züge annimmt. Science-Fiction und Historie schlagen unvermittelt aufeinander. Die Augen Amras, einer Stiefschwester von Sahli, die Nichol zum Old Danube House führt, sprechen die Sprache Sarajevos: «Ist egal.» Hoffnung und Wollen werden auf den kleinen Punkt des Jetzt zusammengezurrt. Eine Zukunft gibt es hier nicht. Ist egal. Unter dem Ansturm dieser Eindrücke wird die Faszination für Sahli verdrängt. Angesichts des vitalen Elends verliert das Leben, das Nichol bisher gelebt hat, seine Bedeutung. Müsste es nicht anders zu führen sein? Wesentlicher?
Walter Grond ist ein Sachverständiger in bosnischen Fragen: kundig geworden durch Reisen und viele Freundschaften unter anderem mit dem bosnischen Autor Dzevad Karahasan, dessen beeindruckender Sarajevo-Roman «Sara und Serafina» vor kurzem auf Deutsch erschienen ist. Eine ei- gene Website: « house – ein projekt über das fremde & die peripherie» (www.kultur.at/house.htm) dokumentiert Gronds Interesse. Da drauf wird die Auseinandersetzung mit dem Roman durch kritische Interventionen seiner Freunde und durch Essays fortgeführt. house bildet so etwas wie den Subtext zum Buch, in welchem der Erzählraum thematisch ausgeweitet wird. Mit Karahasans Roman lässt sich «Old Danube House» nicht vergleichen. Dem entgegen gibt sich Grond unumwunden als Besucher aus der europäischen Normalität zu erkennen, freilich als einer, der die bosnische Misere mit wachen Sinnen wahrnimmt. «Unsere Arbeit ist es, uns nicht gegenseitig zu töten, dafür werden wir ernährt von der internationalen Gemeinschaft», bringt er diese Misere mit dem Wort eines Einheimischen auf den Punkt.

Eine virtuelle Stadt
Die Wege des sich zu Beginn anbahnenden Krimis verlassend, taucht sein Held für kurze Zeit in die verwirrende bosnische Wirklichkeit ein, die sich mit eindeutigen Begriffen nicht greifen lässt. Im zweiten Teil seines Romans findet Grond dafür eindrückliche, fesselnde Bilder, die den etwas allzu geschönt wirkenden ersten Teil bei weitem aufwiegen. Die Irritation gipfelt in einem Mega-Cyper-Rave, einem unwirklichen Symbol für die Situation dieser Stadt.
Sarajevo ist gewissermassen eine virtuelle Stadt, nicht weil sie in einem Nirgendwo angesiedelt wäre, sondern weil ihre Wirklichkeit unfassbar ist: unwirklich zwischen analog und digital. Gewissermassen ein topografischer Avatar – eine virtuelle Erscheinung des tatsächlichen Sarajevo. Der Witz ist, dass Sahlis obskure Energie gerade hier zu wirken scheint. Eine verborgene Energiequelle schafft in Sarajevo gleichsam aus dem Nichts Leben. Wer von hier zurückkehrt, hat sich verwandelt.

Walter Grond: Old Danube House. Roman. Haymon, Innsbruck 2000. 284 S., Fr. 39.80.




 

zurück | Top