Kleine Geschichte des Fußballspieles Die Bezeichnung "soccer" stammt von einem Streit um die
richtige Spielweise aus dem 19. Jahrhundert. Eine Fraktion der "Rugger" (Rugby)
Spieler aus einer Public School nahe Coventry (Midlands) machte sich dafür stark, die
Hände zu benutzen und nach den gegnerischen Beinen zu treten. Die Fürsprecher des
verfeinerten Spiels (kein Gebrauch der Hände und kein Treten) konzentrierten sich an der
Cambridge University in Südengland. 1863 formierten diese den Fußballverband in London.
Die Studenten hatten damals die Angewohnheit, ein "er" oder "ers" an
die Wörter zu hängen und zudem oft die letzte Silbe einfach wegzulassen. Zum Beispiel:
"Im going ter have baker and egger for breker and chicker for luncher" In einem internationalen Spiel gegen England waren es die Schotten, die eine neue Taktik, nämlich das Passspiel einführten. Damit änderte sich der Fußball von einem individuellen Spiel, das auf den Dribbelkünsten einzelner basierte, zu einem Mannschaftsspiel, dass auf dem Zusammenwirken vieler beruhte. Das erste moderne Verteidigungsspiel geht auf den österreichischen Nationalspieler Karl Rappan zurück, der die Mannschaften von Genf und Zürich trainierte. Bei Rappans Technik, die er 1930 entwickelte und "Schweizer Riegel" oder "Verrou" genannt wurde, gingen alle Spieler gemeinsam zum Angriff über und fielen gemeinsam zur Verteidigung zurück, wobei aber die vorderen Spieler sich nur bis zum Mittelfeld zurückzogen und die gegnerischen Angreifer beim "Rückzug" bekämpften. Der "Riegel" war ein Abwehrspieler, der auf der Linie zwischen dem Tor und den Verteidigern hin und her lief. Rappan benutzte im ursprünglichen Verrou drei Verteidiger, zwei weitere zwischen und direkt vor ihnen. Im Sturm blieben also fünf Spieler. 1947 unternahm der Italiener Nero Rocco, Vereinstrainer von Triestina, der zuwenig Geld für Stürmer aus Lateinamerika hatte, den ersten Schritt, der die Defensive zum Nonplusultra der Fußballtaktik machen sollte, indem er den (die) Mittelläufer nicht in den Angriff mitnahm. Rocco nannte ihn den "Libero", den freien Mann, der frei war jeden Verteidiger zu unterstützen, der Hilfe brauchte. Vor dem Libero waren drei Verteidiger, die wiederum drei Mittelfeldspieler vor sich hatten. Rocco nannte dies den "Catenaccio" ("Die große Kette"). Es blieben also nur drei vollwertige Stürmer übrig. Der Catenaccio wurde zuerst nur bei Auswärtsspielen benutzt, dann immer mehr auch bei Heimspielen. Man ging sogar soweit, einen vierten Verteidiger vor dem Libero zu postieren, sodass nur zwei Offensivspieler (ein Mittelstürmer und vielleicht ein Außenstürmer) vorne blieben. Langsam verbreitete sich die defensive Spielweise in der ganzen Fußballwelt. Zusätzlich zu dem vierten Verteidiger stellten einige Vereine noch einen weiteren Verteidiger vor all den anderen, den "Stopper", der sich jeweils dem Zentrum des gegnerischen Angriffs zuwandte. So wurden 1954 durchschnittlich 5,3 Tore pro Spiel geschossen, 1962 nur mehr 2,7. Da besonders große Vereine in Italien den Catenaccio zu verwenden begannen (z. B. Inter Mailand in den 60er Jahren) wurde das Defensivspiel zum Wahrzeichen des italienischen Fußballs. Das moderne Spielkonzept (Ära des "totalen Fußballs") wurde von den Holländern in den frühen Siebzigerjahren (Feyenoord Rotterdam, Ajax Amsterdam) eingeläutet und von den deutschen Teams zusätzlich zu Konditions- und Disziplinstärke weitergeführt. Es ist eine Mischung aus Angriffspiel und Verteidigungsspiel, bei dem die Formationen beweglich sind und sich die Spieler also je nach Situation und entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten frei vor und zurückbewegen. [2704] [Home] |