Reisebericht: Belgrad und Vrsac, Mai 2004 Das "Berndt Luef Quartett" war zum "Jazztronic Jazz & Bluesfestival" nach Vrsac an der serbisch/rumänischen Grenze eingeladen und hat dort am Samstag, den 22.05.2004 ein Konzert gespielt. Am Donnerstag, 20. 05. haben wir ein Clubkonzert im "Cafe del Mare" in Belgrad gespielt, bei dem ich einige der Kontakte wiederbeleben konnte, die wir im Dezember 2001 geknüpft hatten. Der für Freitag geplante Auftritt ist leider nicht zustande gekommen, da Dusan Novakov für den erkrankten Schlagzeuger des Tony Lakatos Quartetts einspringen musste. An diesem "freien" Tag habe ich mit Dragan Tabakovic seine Verwandten in Zemun (eine einst eigene Stadt, die nach dem Bau von Novi Beograd eingemeindet worden ist) besucht und dann einige Stadtwanderungen in der Altstadt (Stari Grad) von Belgrad unternommen.. Durch den langen Boulevard der "Srpskih Viadara", vorbei am Belgrader Rathaus und dem Jugendzentrum SKG sind wir zum protzigen Prunkbau der "St. Sava Kirche" gegangen, die vor 20 Jahren zu Ehren des hl. Sava errichtet worden ist. In Belgrad kann man noch einige kleine Geschäfte erleben, die in Zeiten der Globalisierung aus anderen Städten schon verschwunden sind. So kamen wir an einem winzigen, dreieckigen Geschäft "Kravate Dragan Lubarda" vorbei, in dem nur Krawatten verkauft werden, und auch das nur an gewissen Tagen von 15 bis 18 Uhr. Über die Fußgängerzone "Knza Mihaila" erreicht man die faszinierende Stadtfestung Katemegdan, die an schönen Tagen mit vielen Spaziergängern bevölkert und am Abend ein Treffpunkt für die Jugendlichen und besonders für die Liebespaare ist. Wie schon vor 21/2 Jahren hat mich das, von dieser Burgfestung zu sehende Schauspiel der Mündung der Save in die Donau fasziniert. Kurz vor dieser Mündung wird die Donau durch die Flussinsel "Veliko ratno ostrovo" geteilt und nach der Mündung der Save in einen dieser Arme, fließen die beiden Strömungen noch gut sichtbar nebeneinander her. Die endgültige Vermischung findet erst statt, wenn die beiden Donauarme wieder zusammenfließen, aber auch dann kann man noch eine Zeitlang die verschiedenen Strömungen erkennen. An der Save und an der Donau liegen etliche Hausboote, die als Restaurant betrieben werden. Nikola Tabakovic, der Cousin von Dragan hat uns auf sein Bootrestaurant eingeladen und wir konnten dort gleich eine Gewitterstimmung erleben. In der Fußgängerzone gibt es viele Restaurants und einige "gestylte" Modegeschäfte, die wohl schon ein Vorbote der Basketball WM sind, die im nächsten Jahr in Serbien stattfinden wird. Da sich die wirtschaftliche Situation der Menschen seit unserem letzten Besuch kaum gebessert hat, weiß ich allerdings nicht, wer sich diese überteuerten Markenartikel (z.B.: T Shirts um 2100 Dinar, das sind 30 Euro) leisten könnte. Die Burekstationen, die Pitas mit Gemüse, Fleisch, Käse, Kartoffel und Spinat anbieten (dazu gibt es einen Becher flüssiges Joghurt) und die Pleskavica / Cevapbuden sind immer eine Einkehr wert und für unsere Verhältnisse auch sehr billig. Die Gastfreundschaft der Familien Novakov und Tabakovic war aber wiederum so groß, dass ich eigentlich keine zusätzliche "Nahrungsaufnahme" benötigt habe. Das Kulturzentrumin Vrsac, in dem das Festival stattgefunden hat ist dem serbischen Literaten und Theaterschreiber "Nikola Sterija" gewidmet. Das dreitägige "Jazztronic Jazz & Bluesfestival" fand heuer zum dritten Mal statt und wir waren die erste österreichische Gruppe, die daran teilgenommen hat. Veranstalter Momo Cvetkovich hat eine, für die Künstler angenehme Ambiente geschaffen, die Soundtechniker arbeiteten professionell und auf der Bühne war gleichzeitig eine Videowand installiert, auf der man den Musikern "auf die Finger schauen" konnte. Wir haben am zweiten Tag des Festivals nach der "Vasil Hadzimanov Band" gespielt, deren Musik an Joe Zawinul´s "Weather Report" erinnert hat. Größtenteils haben wir Auszüge aus dem Programm "Felidae" gespielt, mit dem wir seit einem Jahr auf Tour sind. Ein lustiges Detail am Rande: Die Musiker sind immer im neu erbauten geriatrischen Zentrum von Vrsac, das auch einen kleinen Hotelbetrieb hat, untergebracht. Vielleicht ein unbewusster Hinweis sich auch mit diesem sicher kommenden Abschnitt des Lebens auseinanderzusetzen... [...] (Textauszug! Volltext als RTF-Datei downloadbar.) [2304] [Home] |