Reisebericht: Skopje, Jänner 2004 Die Winterreise führte uns heuer nach Skopje, der Hauptstadt des 1991 gegründeten Staates Mazedonien, der von Serbien/Montenegro im Norden, Bulgarien im Osten, Albanien im Westen und im Süden von Griechenland begrenzt wird. Die Zugfahrt dauerte wieder an die 23 Stunden, aber da wir dieses Mal ab Zagreb bzw. ab Skopje einen Liegewagen gebucht und auch bekommen haben, war die Reise nicht so anstrengend wie im Vorjahr nach Sofia. Da unsere Winterreisen aber anscheinend nicht ohne Komplikationen stattfinden können, gab es auch dieses Mal ein Problem. Die ÖBB hat uns nur Karten bis zum serbisch kroatischen Grenzort Sid ausgestellt und so mussten wir in der Nacht wieder mit einem serbischen Schaffner verhandeln. Der wollte anfangs pro Mann 11,40 für die Strecke Sid Belgrad kassieren, hatte dann aber die für ihn und uns bessere Idee und eine generelle "Schwarzgeld Maut" von 25,- kassiert. In Belgrad hatten wir dann 20 Minuten Aufenthalt, bei dem glücklicherweise die Schalter schon geöffnet hatten, die Beamten auch Euro Noten annahmen, und so konnten Manfred und Christoph die Karten von Belgrad nach Skopje lösen. Nach unserer Ankunft in Skopje haben wir dann gleich die Karten von Skopje nach Sid und eine Liegewagenreservierung vorgenommen. In Skopje sind wir dann recht zielstrebig in das Stadtzentrum gegangen, haben die alte Steinbrücke überquert und sind in den albanischen Teil gekommen, in dem wir auch eine Art Pension gefunden haben, deren größter Vorteil ihre Billigkeit (10 pro Nacht) und ihre Lage im Bazar war. Ansonsten war sie schon etwas "grindig" und Michael mutmaßte, dass sie auch als Stundenhotel genützt wird. Ein doch exotisches Gefühl vermittelte mir mein Aufwachen um 6 Uhr durch den Gesang des Muezzin einer der nahegelegenen Moscheen. Ich habe einige der Melodien notiert und möchte sie in die geplante Komposition "Skupi" einbauen. Die Stadt Skopje liegt im Nordwesten von Mazedonien, angeblich geographisch im Mittelpunkt der Balkan Halbinsel, in einem Talkessel, durch den der Fluss Vardar fließt. Auffallend ist die ethnische Teilung von Skopje durch diesen Fluss in einen albanisch/türkisch und einem mazedonisch/ slawisch geprägten Teil, ganz besonders im Bereich der alten Steinbrücke. Ein Großteil der Altstadt mit dem Bazar, in dem sich auch die Festung "Skopske Kale" befindet, ist eindeutig albanisch türkisch geprägt, was man nicht nur am Bazar selbst, sondern auch an den eingestreuten Bemerkungen der Lokalbesitzer und den Wandbildern in den Lokalen bemerkt. Hier gibt es glücklicherweise noch keinen Supermarkt und so werden sämtliche Dinge fürs Leben, teils in fixen Verkaufsständen, teils einfach auf alten Getränkekisten oder Kartons zum Verkauf angeboten: Kleidung mit speziellen Augenmerk auf diverse Festtrachten, Schuhe, Lebensmittel, Haushaltswaren, CDs, Mobiltelefone, Uhren und natürlich Zigaretten. Dabei begleiten einem folkloristische Klänge aus Albanien und der Türkei und mazedonische Popbands. Ein eigenartiges Erlebnis war es, nach dem Gebetsaufruf eines Muezzin von einem der nahegelegenen Minarette aus einem automatischen Spielzeug plötzlich "Stille Nacht" zu hören. Dazwischen gibt es viele kleine Imbissstände, wobei, wie in allen moslemisch geprägten Städten, in den Grillstationen, den Burekbuden und in den Kaffeehäusern kein Alkohol ausgeschenkt wird (also kein Bier zu den Cevapcici oder zur Pleskavica, was bei uns nicht gerade Begeisterung hervorgerufen hat...). Im mazedonischen Teil der Stadt haben wir dann aber in einem sehr gemütlichen Lokal den hervorragenden mazedonischen Wein "Alexandria" aus der Region um Kavardaci in Zentralmazedonien genossen. Dieses Lokal hatte nur eine Speisekarte in cyrillischer Schrift und so haben wir auf gut Glück etwas bestellt und... gebratene Rippchen bekommen. Außer den gegrillten Speisen wird in den Lokalen auch eine Art Gulasch, eine Bohnensuppe, ein sehr gutes Tsatsiki und der aus Bulgarien bekannte "Sopska" Salat angeboten. Das Weißbrot wird sehr oft warm dazu serviert. Ein Gewürz aus Paprika und Pfefferoni hat es uns angetan und wir haben es auch im Bazar erstanden. In den Konditoreien gibt es die bekannt üppigen Mehlspeisen, Rolladen und Torten mit viel Creme und natürlich die Honigsüßspeise Baklava. Der Kaffee ist meist ein Espresso, im albanischen Teil bekommt man natürlich auch den türkischen Kaffee und den türkischen Tee. Wie in vielen dieser Länder ist das Müllproblem sehr groß, oft werden die Plastikfetzen und Kartons einfach aufgehäuft und verbrannt, teilweise sind die Mülleimer umgekippt und der Inhalt liegt verstreut auf einem Platz, was nur die streunenden Hunde und Katzen erfreut. Wie schon im Vorjahr bemerkt ist dieses Müllproblem auch eines der Republik Serbien/Montenegro. Wir sind heuer noch länger an der Morava entlang gefahren und es gibt kaum Stellen, die nicht mit Müll überhäuft sind. [...] (Textauszug! Volltext als RTF-Datei downloadbar.) [304] [Home] |