Hier, an dieser Freibeuterstelle, wo in Zukunft Künstlerinnen und Künstler ihre Essays, Wünsche, Zornausbrüche, Bekennerbriefe, zu kleinen Straßen, Brücken, Aussichtswarten falten werden, damit zumindest en miniature der Ausblick auf eine freie Bürgergesellschaft entsteht, hier sei es mir erlaubt, in einem Satz zu sagen, worin die Pavillonidee besteht: In der Verteidigung unsrer kreativen Würde und der damit verbundenen Wiederbelebung des poetischen Gefühls.
Irgendwann erzählten dir sogar die Besten deiner Generation, sie hätten versagt, das Spiel mit den Zeichen verloren. Was für ein unglücklicher Unsinn. Manch einer von uns warf seine Schreibmaschine aus dem Fenster, andere sprangen hinterher. Innerhofers Gürtel rückte uns näher als man glaubte. Und wir reagierten wie Parzival, gingen auf fünfjährige Reisen, doch am Ende führte uns der Kreis wieder zu selben Lichtung. Was war geschehen? Eine Generation, die nicht mehr in den Betten der Alten schlafen wollte, kämpfte zerrissen & selbstverzweifelt mit der Erbsünde, nicht das Glück jener Zwanzigjährigen in den 60er Jahren gehabt zu haben, gleich nach dem ersten Satz bei Suhrkamp gelandet zu sein. Wohin wir auch in den nächsten Jahren reisten, der Landadel der Literatur war schneller dort als wir, stand im Dreiteiler eines Joschka Fischer vor dem Mikrophon und erzählte amüsiert Zoten, Geschichten aus jener Höhe, die uns vor einigen Jahren noch den Atem raubte. Woran wir später fast erstickten. Über die wir heute nur mehr lachen. Was wir spürten, aber nie zu sagen wagten: dieser „Lions-Club in Sachen Worte“ - und jeder Ruhm der Welt sei ihm von Herzen gegönnt - bildete inzwischen selbst eine kleine Macht innerhalb der großen. Und diese Elite trat in vielen Masken auf: Als offizieller Sprechautomat zur nicht offiziellen Lage, als unser Vertreter, der aber nie mit uns sprach. Glaubten wir noch an ihre väterlichen, mütterlichen Pflichten gegenüber uns, an ihren Ratschlag, an ihre Hilfe, so dachten wir Verwaisten zu familiär. Da kam längst nichts mehr von dieser Seite. Sie waren wie jene Eltern, die mit dem Kindergeld allein auf Reisen fuhren. Aus den einst Verehrten waren systemimmanente Türstopper geworden, die verhindern sollten, daß wegen uns das Burgtor zu weit auffliegen könnte. Dafür gab es Empfänge in Salzburg, Lachs auf der Zunge, Klamotten von Yamamoto und Frankfurter Chichi. Im Gegenzug reisten wir für ein Kleingeld lesend durchs Land, spendeten unsre Werke der guten Sache. Oben gab es die Spitze, doch wir waren der Berg, gaben den Rücken ab, damit der Hafen der Wörter nicht noch mehr zerfällt. Und der Staat und seine Vertreter glaubte sich am Ziel ihrer Wünsche, nun endlich einen von Selbstschuld gekrümmten Künstlerzwerg vor sich zu haben, den er mit Kürzungen jeder Art abspeisen konnte. Da standen die ersten von uns auf und sagten: Ya basta! Packten ihre Schreibmaschinen und gingen ins Netz.
Was machst du? Wie geht es dir, woran arbeitest du gerade?
Dafür soll dieser kleine Pavillon stehen: Seien wir wie damals und stehen wir neu wieder auf. Si, se puede / Ja, es ist möglich ... |
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