"The Man in the Trunk"
Von Martin Krusche

Dedicated to Linda DeMeritt, Gerardo Kofler and Elisabeth Reichart

Eine Ewigkeit und drei Tage konnte es für Frauen jederzeit heißen: "In die Küche!" Als überhöhte Fassung: "In die Küche, du Trampel!" Ein Platzverweis, der meint: in der Nichtexistenz des Privatlebens ist die Küche der hinterste Winkel. Ende der Durchsage.

Dann hat sich die Sache mit Thelma & Louise herumgesprochen. Und daß eine wuchtige Magnum auch in Frauenhänden gut funktioniert. Sowas müssen wir uns in Cinemascope ansehen, damit es auch der letzte Depp kapiert.

"In die Küche!" hat nun eine Variante, die an Kerle adressiert ist: "In den Kofferraum!"

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Eine Überhöhung dieser Version ist vorerst nicht bekannt. Frauen scheinen mit ihren Gesten oft sparsamer zu sein. Wer die Geschichte ein wenig verfolgt hat, weiß inzwischen: die Magnum wird mal bei offenem, mal bei geschlossenem Kofferraumdeckel abgefeuert. Je nachdem, was man mit dem Auto noch vorhat.

Jungs sollten also sehr genau schauen, wie die Autos ihrer Herzensfrauen von hinten aussehen. Ein Liftback mit großer Heckscheibe wirkt wesentlich vertrauenerweckender als die meisten der breitärschigen Automobile aus God’s own Country.

An jenem Tag saß ich in Gerardos Reichweite und hatte ein mulmiges Gefühl. Gerardo, der aufgrund seiner reichen Kenntnis menschlicher Eigenheiten ein großer Optimist zu sein scheint, was ein wenig widersprüchlich klingt, aber man muß ihn kennen, dann versteht man das schon, auch wenn derart lange Sätze ganz unmöglich sind, doch die Sache trug sich bei einer Konferenz der Literaturwissenschaft zu, deren Members im Durchschnitt schon viel, viel längere Sätze bewältigt haben, Gerardo hatte mir also bei Elisabeths Vortrag auf die Schulter geklopft, während wir beide sahen, wie hintergründig Linda die längste Zeit lächelte, und ich beugte mich zu ihm, worauf er in mein Ohr flüsterte: "Ich weiß es nun. Cupido wird in den Kofferraum gesteckt. Naja, der hat da ganz gut Platz, der Kleine."

Während ich darüber nachdachte, denn das war wirklich keine gute Nachricht, stand Elisabeths Vortrag zur Debatte und sie sagte, sie könne die Liebe heute nicht mehr ernst nehmen. Da nickten wir einander zu, Gerardo und ich, verdrehten die Augen, wissend, daß nicht Cupido in den Kofferraum muß. "Mach es richtig oder du landest im Kofferraum", flüsterte ich Gerardo ins Ohr. Jungs wie wir sind dran. Es ist alles ein wenig komplizierter geworden. Bleiben wir zuversichtlich. Aber behalten wir im Auge: wo ein Kofferraum ist, kann auch ein Kerl drinstecken.

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