Abstracts "Mayröckers Schreiben: eine Sisyphusarbeit zwischen Utopie und Dystopie" In meinem Vortrag möchte ich untersuchen, wie sich der Entwurf des schreibenden Subjekts in einigen Texten von Friederike Mayröcker zu den Begriffen Utopie/Dystopie verhält. Ich werde mich dazu vor allem auf die räumliche 'Entfaltung' des Subjekts konzentrieren. Mittels der Prinzipien der Wiederholung und der Variation entwirft Mayröckers Schreibweise ein gefaltetes Raumkonzept, in dem die Ich-Figur eine lebensfähige Gestalt anzunehmen versucht. Diese Gestaltung der Ich-Figur ist von einer ständigen Spannung zwischen metaphysischer Sehnsucht und Metaphysikkritik bestimmt. Parallel dazu laufen die Spannungen zwischen den das Überleben der Ich sichernden und den ihr Überleben bedrohenden Kräften. Um nur ein Beispiel zu nennen: die Ich-Figur teilt sich in unendlich viele Splitter auf, um so an allen Teilchen der Existenz teilhaben zu können, mit ihnen mit-leiden zu können. Dieses Mit-Leiden sichert ihr eine (ethische) Existenzgrundlage. Auf der anderen Seite aber strebt die Ich-Figur, wohl aus einem melancholischen Mangelgefühl heraus, die Gestaltung eines einheitlichen, tatkräftigen, emanzipierten Subjektes an, Versuche, die zum Scheitern verurteilt sind. Die Frage nach dem möglichen utopischen Gehalt des Mayröckerschen Schreibens lässt sich also nicht eindeutig beantworten: der räumlich gefaltete Subjektentwurf mag utopisch anmuten, er trägt aber selbstzerstörerische Kräfte in sich, gegen die es ständig anzukämpfen gilt. abstract-liste | core | home | kunstraum.gleisdorf [4501] |
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