Gerüchte, Küsse, Verschwörungstheorien

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Ist der Hütter da?
Ein Dramolett

Wir sehen einen grünblauen Raum irgendwo in der Grazer Innenstadt. Wie jeden Vormittag referiert der Intendant des Festivals Graz 0003 vor rund einer Handvoll steirischer Journalisten und gibt den Tages-Rapport aus.

Der Intendant: So jetzt fangen wir mit der Blattkritik an. Ist der Hütter da?

Stimme aus dem Hintergrund: Ja.

Der Intendant: Sehr brav, Hütter. Das ist ein echtes Beispiel für euch anderes Pack. Ich zitiere: "Die neuen, unverschämt unübersehbaren Zeichen an Architektur, die drastische Illustrierung des Stadtraumes durch das fast geniale 2003-Team zeigen allgemeine Wirkung." Sehr gut, Hütter. Nur das "fast" hättest du dir sparen können.

Stimme aus dem Hintergrund (hörbar erleichtert): Danke, mein Intendant.

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Dieses Dramolett wurde uns aus dem Umfeld von Haubentaucher zugespielt. Sehr dubios, sehr aufschlußreich.

Sollten auch Sie brisant wirkende Dokumente auffinden, bitte um zweckdienliche Hinweise an unser Sekretariat!


Der Intendant: So und jetzt die Messages für morgen. Erstens: Die Medien, die es wagen, das Mankell-Stück zu zerreissen, sind als kopflastig, fremdenfeindlich, stalinistisch zu bezeichnen. Das Stück ist nämlich ­ langsam zum Mitschreiben für euch Bande: Wunderschön, lehrreich, aufrüttelnd, katastrophal gut.

Journalist Krause zu Journalist Ude: Katastrophal? Hat er katastrophal gesagt?

Ude zu Krause: Ja, hab ich auch so verstanden.

Der Intendant: Zweitens: Wenn es einer wagt, etwas an der Super-TV-Gala mit der Desiree zu kritisieren, reiß ich ihm eigenhändig den Kopf ab. Die Show war: Spitze, vielfältig, perfekt. Kritik daran wär wirklich kleinlich.

Link zu Swoboda: Peinlich? Was war peinlich?

Swoboda zu Link: Pscht!

Ude: Herr Intendant, tschuldigen Sie, nur eine Frage: Ist Ihnen recht, wenn ich schreibe: "Alles in allem ein beeindruckender Bilderbogen einer Stadt, in der an diesem Abend keiner schlief"?

Der Intendant: Sagen wir es einmal so, mit dieser Kritik könnte ich leben.

Spies: Ich möchte Ihnen wirklich danken, Herr Intendant. Und eine Schande, dass diese wunderbare Sendung erst so spät am Abend ausgestrahlt wurde.

Der Intendant: Ja, was soll man machen. Ich hab ja nix zum reden beim ORF.

Allgemeines Gelächter. Schenkelklopfen. Verbrüderungsversuche der Journalisten mit verschiedenen Mitarbeitern des Intendanten.

Der Intendant: Ruhe jetzt. Folgendes solltet ihr euch merken: Wenn ihr so weiter schreibt, gibt’s keine Probleme mit mir. Apropos Probleme: Hat wer die Typen vom Standard in letzter Zeit gesehen ­ lebend mein ich ha ha ha.

Alle im Chor: Verstanden, Herr Intendant. Jawoll, Herr Intendant. Sehr lustig heut wieder, der Herr Intendant.

Vorhang. Alle ab.

WK

(Anmerkung: Die mit Anführungszeichen versehenen Zitate stammen aus der Kleinen Zeitung, Ausgabe vom 12. Jänner 2003.)

Gesellschaftsmagazin Haubentaucher

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