Bei einer
Routinekontrolle des Papierkorbes im Foyer des Grazer Franz Nabl-Instituts entdeckte ich
eine handschriftliche Anweisung des Institutsleiters Gerhard Melzer an seinen Mitarbeiter
Paul Pechmann: Schmeiß es weg, Pauli. Es hat für uns keinen Wert.
Diese Anweisung ist durchgestrichen.
Darunter steht: Gib es der Riki Winter zurück. Diese Bemerkungen beziehen
sich auf ein Originalmanuskript mit einem Dramolett von Rolf Huthoch, dem steirischen
Dramatiker mit der niederen Reitschwelle, dessen Identität bis heute
umstritten ist. Das Blatt mit dem Dramolett (siehe nebenstehende Abschrift.) war mittels
Büroklammer mit der Anwesung verbunden.
Pechmann bestätigte, er habe die
Blätter durch Zufall in einem vergessenen Papierkorb im Archiv des Nabl-Institutes
entdeckt. Die Kulturjournalistin Winter bestätigte zwar, das Dramolett zu kennen, kann
sich aber nicht erinnern, das Manuskript besessen zu haben. Sie konnte auch nicht
erklären, wie ihr Name auf der Rückseite des Blattes zu erklären seien.
Unser bureau international pour la
conspiration et la paranormalité in hazebrouck lieferte einen entscheidenden
Hinweis auf die zweite, überarbeite Auflage des Buches Österreichische Literatur
1945b - 1998 von Klaus Zeyringer.
Darin heißt es: Rolf Huthoch ist
mit Sicherheit ein Pseudonym. Am überzeugendsten erscheint die These, daß es sich dabei
um den Lyriker und Dramatiker Wolfgang M. Siegmund handelt. Er hatte solche Dramolette
verfaßt, bevor er seinen Namen in Werner Schwab änderte. Die populären Schwab-Dramen
stehen auch konsequent in einem harten stilistischen Kontrast zu den vormaligen
Siegmund-Dramen. Nach der Inszenierung seines frühen Todes verlieren sich die Spuren von
Siegmund / Huthoch / Schwab. Es fanden sich Anfang der 90er Hinweise, daß Siegmund heute
an der Seite einer Schauspielerin unerkannt in Kärnten lebt.
Leider weilt Zeyringer momentan im Süden und kann zur
Bewertung dieses Fundes nicht befragt werden. In seinem Buch heißt es an andere Stelle:
`Die Bürde des Dienstes´ gilt als verschollen. Es soll kein sehr inspiriertes Werk
von Huthoch / Siegmund gewesen sein. So der Autor und Regisseur Rudi Widerhofer im ersten
Band seiner Memoiren `Die Heimatmaschine´. |
"Die Bürde des Dienstes"
Mikrodrama
Von Rolf Huthoch
Die Personen:
Herr BLUNZE (Schriftsteller)
Herr POLLAK (Schriftsteller)
(In einer Küche erregt auf- und abgehend.)
POLLAK: Schatzl, wo ist denn bei uns der Zucker?
BLUNZE: Was tun´ sie da?
POLLAK: Ich? Äh, nichts. Doch. Ich diene.
BLUNZE: Der Sache?
POLLAK: Ja.
BLUNZE: Tut´s weh?
POLLAK: Ja.
BLUNZE: Bereuen sie?
POLLAK: Nein.
BLUNZE: Wieso nicht?
POLLAK: So ist der Dienst.
BLUNZE: Das ist töricht.
POLLAK: Schweigen sie! Das hab ich nicht verdient.
BLUNZE: Beten sie!
POLLAK: Das tue ich.
Vorhang
[das franz nabl-institut] |