[feedback #3]

Danke für den Vian, äh - Fian, äh - Ruiss, äh - Zenker.

Kommen wir zum Verhalten im öffentlichen Raum. So wie Burschenschaftler in vollem Wichs herumzulaufen, war einst nur dem Adel gestattet. Der brachte es zu Seidenrüschen und Affectes à la mode und Coat of Arms. Dort, wo der Adel und sein rebellischer Nachwuchs protestierte und sich mit Bürgerlichen Salamander reibend verbrüderte, das war an den freien Universitäten.

Das spiegelt sich zum Beispiel bei Shakespeare, damals Tageszeitung in London. Prinz Hamlet und Horatio haben gemeinsam an der Reformuniversität Wittenberg studiert, wo Luther und Melanchthon lehrten, angeblich auch Faust. Laertes ist Sohn des Polonius, nomen est omen, Vater und Sohn beide Polen.

Preisfrage: Woher kommt der Papst?
Wo leben die Protestanten in Österreich?
Dort wo es Bergwerke gab oder noch gibt, zum Bleistift. Warum hat da die Gegenreformation nicht funktioniert? Unentbehrliche Arbeitskräfte – in anderen Fällen Sümpfe.

Als die Klerikalfaschisten, die katholisch Christlich-Sozialen 1934 in Österreich die Macht übernahmen, wohin sind da die Protestanten gegangen? Zu den illegalen Sozialisten einige, viele erst nach dem Krieg, die meisten ins sogenannte dritte Lager. Einige sind ins Sudetenland geflüchtet. Zukunft verhießen die Nationalsozialisten. Die gaben als Parole Schluss mit der Religion aus. Besser als nichts. Seither sind die Protestanten gespalten – in die Mitläufer und in die Bekennende Kirche, die sich auch vor dem Hinrichtungskommando zu bekennen nicht scheute.

Jetzt zum Fechten. Ich unterscheide sechs Arten.
1. auf Leben und Tod
2. im Duell
3. Sport
4. Mensur
5. Theater
6. Film und TV

Die Waffen der Ritter und ihre Aufrüstungsbemühungen finden ihre Parallele im Kalten Krieg, wo man einander tot gerüstet hat. Das Ergebnis kennen wir. Es gibt ein paar nette Filme, die das durch die Blume thematisieren. Der Kampf folgt keinen Regeln, Hauptsache, der aktuelle Gegner kann nicht mehr. Duelle wurden nach vorher vereinbarten Regeln ausgetragen. Jemanden mit einem Faustschlag k.o zu schlagen war verpönt, besaß man doch mit einem Degen elegantere Möglichkeiten, den Gegner zu besiegen. Kleiner Stich in die Leber. Zeit für letzte Worte untereinander. Damit das Opfer nicht kollabiert, gab es Sekundanten, die mit ihrem Degen einschritten, wenn es allzu tödlich zu werden drohte. Beim Pistolenduell haben sie nur geschaut, ob Waffengleichheit hergestellt ist, und dafür gesorgt, dass die Verletzten versorgt und die Toten bestattet wurden. Da gab es ein paar tragische Fälle, dass wirklich einer starb. Das Schießen mit Musketen und diesen jämmerlichen Colt-Revolvern ging meistens daneben. Aus Zeitmangel hatte man mit Musketen ohnehin nur einen Schuss. Der Knall entfaltete wohl die beste Wirkung und trieb den Gegner in die Flucht.

Sportfechten kommt dem wirklichen Fechten am besten nach, hat aber Regeln, die zum Beispiel Faustschläge ausschließen. Man darf auch auf einen vorgetragenen Angriff nicht ohne Parade einfach hinein angreifen, weil man glaubt, es wird schon nichts passieren. Vor allem ficht man genau so schnell wie damals. Da kommt, wer zuschaut, nicht mit. Der Schiedsrichter und vier Sekundanten sind Fachleute, die das Geschehen miteinander besprechen können und dann auf Treffer oder nicht entscheiden. Elektrische Kontakte mit stromleitenden Westen und Kontakten an der Waffenspitze helfen bei der Entscheidung. Kann einem zum Olympiasieger verhelfen.

Auf dem Paukboden wird mit dem Rapier gefochten, einer Hieb und Stichwaffe, die mit einem großen Korb vor allem die Hände schützt. Stechen darf man nicht. Aber die Waffe ist spitz. So kann man eigentlich nur in der Luft über den Köpfen herumfuchteln und so geschieht es dann auch. Das Dilemma der besten Fechter: Sie kommen nicht zu ihrem Schmiss, dem Markenzeichen für überstandene Mutproben. Allzu kleine Wundmale vom Nass-Rasieren reibt man sich mit Salz ein, damit sie schlechter verheilen und größere Narben hinterlassen. Das gilt natürlich nicht als Schmiss. Da gibt es tragische Figuren mit Schmissen quer durchs Gesicht und ohne akademischen Abschluss.

Die sind trotzdem was geworden, auffallend oft in der Politik. Da ist dann ihr Gesicht in jeder Zeitung zu sehen. Das kann unter Brüdern die Promotion ersetzen.

Theater-, Film- und TV-Fechten sind Berufsgeheimnis und werden hier nicht verraten.

Liebe Grüße,
Hans.

[bezug: das dramolett von gerhard ruiss] [fraeulin]

[core] [reset] [20•02]