die verschwundene galerie | local task 2003 - net art


Provinz
Graz - Gleisdorf - Pöllau. Eine Spange vom Landeszentrum quer durch die Oststeiermark. Das hat folgenden Hintergrund. Die Oststeiermark galt lange Zeit als eines der "Armenhäuser" Österreichs. Die Gründe dafür liegen unter anderem darin, daß die Landwirtschaften dieser Region in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezwungen wurden, für den Markt zu produzieren. Obwohl sie ursprünglich vor allem Selbstversorger-Wirtschaften waren. Diese und andere "Modernisierungsschritte" hatten entsprechend nachteilige Konsequenzen.

Zu den Grundmotiven in der Darstellung der "Industriemoderne" gehört, daß Regionen in einen Wettstreit um Standortvorteile treten und sich dabei auf ein Zentrum beziehen. So gesehen stehen verschiedene Bezirke der Oststeiermark bis heute zueinander in Konkurrenz.

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Weiter geschichtet durch top down konzipierte Vorhaben, die dann beispielsweise als "Thermenregion" oder "Energieregion" neue wirtschaftliche und soziale Faktenlagen schaffen sollen. Durchzogen von anderen "Regionalkonzepten", die sich als "Straßen" ausgeben. "Apfelstraße", "Schlösserstraße". Definitionshoheit geht heute von Marketingbüros aus.

Die bei Werbetextern häufige Neigung zu Übertreibungen muß reale Defizite bemänteln. Da werden den Menschen dann "Kraftspendedörfer", ein "Naturkraftpark" und was sich sonst noch an obskuren Zuschreibungen anbietet, in den Lebensraum gestellt. Praktiken, die der räumlichen Distanz zum herkömmlichen Zentrum oft auch noch eine inhaltliche hinzufügen.

Gleisdorf und Pöllau verbindet, daß mit erheblichem Mittelaufwand versucht wurde, die Orte anläßlich von Landesausstellungen aufzuwerten. Beide Ausstellungen, "Wege zur Kraft" in Pöllau und "energie" in Gleisdorf, gelten als erfolgreich. Es fehlt aber bisher an Hinweisen, daß sich aus dem großen Aufwand Folgen ableiten ließen, die das Zeug haben, essenzielle Beiträge zur Neudeutung des Denkmodells "Zentrum / Provinz" zu sein. Passend kommen auch vom "Zentrum Graz" her vorerst keine nennenswerten Beiträge in dieser Sache.

Die neue Mediensituation bietet sich an, einige Kontraste herauszuarbeiten. Um dem beharrlichen Fortschreiben von Motiven aus dem 19. auch ins 21. Jahrhundert etwas gegenüberzustellen. "Die verschwundene Galerie" handelt unter anderem davon.

Martin Krusche


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