2001-11-01 12:12:34
 

Internet-Kampf um 2003 landet vor Höchstgericht

Domain-Streit um 2003-Homepages eskaliert nun zum wilden Grabenkampf zwischen Kulturstadt-Gesellschaft und der heimischen Szene.

VON BERND HECKE


Das Internet ist ein Dschungel, in dem einem oft auch Suchmaschinen ihren Dienst als Buschmesser versagen. Auf der Suche nach Graz 2003 verfängt man sich in Lianen wie www.graz03.at, www.graz2003.at,manchmal www.graz2003.com und vielleicht auch www.graz2003.org.

Ein Umstand, der der 2003-Gesellschaft ein Dorn im Auge ist. Denn nicht alle Wege führen zur offiziellen Kulturhauptstadt. Die drei letzten "Domains" haben sich Jürgen Kapeller mit seiner Internet-Firma T.U.B. und Künstler Martin Krusche lange vor Gründung der Gesellschaft gesichert.

Dagegen zieht die 2003-GmbH (wie berichtet) vor Gericht zu Felde. Die Adresse mit der Endung .at hat sie in zweiter Instanz freigekämpft. Noch bevor in der Causa das letzte Wort gesprochen ist - Kapeller hat das Höchstgericht angerufen -, hat man auch die Rechte für die beiden anderen Domains eingeklagt.

Eine Klagenflut, gegen die sich Kapeller mit allen rechtlichen Mitteln - eben bis vors Höchstgericht - stemmt: "Wir bauen auf diesen Seiten ein Kulturportal auf, einen Sammeltopf für Projekte heimischer Künstler, die im Kulturjahr-Programm eben nicht unterkommen." Man wolle 2003 nicht schädigen, sondern bereichern.

Inzwischen ist die Sache zum Kulturkampf hochstilisiert, der eskaliert. 2003-Geschäftsführer Eberhard Schrempf kritisierte terroristische Witze auf den inoffiziellen Kulturhauptstadt-Seiten und beklagt den Schaden für seine Gesellschaft. Krusche fragt sich, "welcher Schaden das sein soll?" Kapeller erklärt, das Wort Terror sei als künstlerische Provokation in einer Netzinstallation zu lesen gewesen. Falle also unter die Freiheit der Kunst.

Längst sammelt die heimische Szene auf www.kultur.at Unterstützungserklärungen für eben diese Freiheit auf eben diesen Homepages. "Eine Company reißt sich Graz 2003 unter den Nagel und versucht, regionale Kunstschaffende vom (virtuellen) Feld zu rempeln", ist dort nachzulesen.

Schützenhilfe erhalten Kapeller und Krusche von der IG Autoren aus Wien: Gerhard Ruiss bekräftigt, dass die IG sich an Internetauftritten wie Graz2003a oder Graz 2004 beteiligen würde, sollte der Markenschutz von "Graz 2003" tatsächlich zur Ausgrenzung steirischer Kulturinitiativen im Netz führen.

Von Kulturkampf, Ausgrenzung oder gar Zensur will die 2003-Gesellschaft nichts hören. "Wir suchen das Gespräch mit Martin Krusche und wollen kritische Auseinandersetzungen nicht unterbinden", betont PR-Chefin Astrid Luxemburger-Bader. Doch die Marke "2003" könne man nicht anderen überlassen, die versuchen aus der Nutzungsüberlassung des Domainnamens an die 2003-GmbH Geld zu schlagen.