Zu Gottfried Bechtolds Betonporsche II, Crash 2001 concrete
ist das englische Wort für Beton. Gottfried Bechtold verwendet dieses Material seit den
70er-Jahren, um konkrete Skulpturen zu schaffen. Der 1971 realisierte Betonporsche ist
stehender und dauerhafter Abguß einer Ikone der Mobilitätsgesellschaft, deren
präsumptiver Vergänglichkeit ein Denkmal entgegengesetzt wird. Realitätsaneignung pur
und maßstabgetreu: wie viele Pferdestärken wohl unter der Betonhaube stecken? Und erst
der Abzug! Freie Fahrt dem tüchtigen Künstler! Oder doch Kritik der subtilen Art an
Kunst und Kapital? Aus diesem Referenzstück - als Skulptur ein Klassiker wie das Auto
selbst - wird nun nach 30 Jahren eine modifizierte Skulptur entwickelt: - Betonporsche II,
Crash 2001 - Bechtold verweist auf eine vor dem Abbild stehende ebene des Betonporsches,
indem er ihn als crashtaugliches und damit im Vorfeld auch fahrtaugliches Objekt
kennzeichnet.
Anders etwa als bei Bertrand
Laviers radikaler selbstreferentieller Skulptur - Giulietta 1993, Alfa Romeo accidenté
bringt Bechtold eine historische Komponente ins Spiel, die sich quasi selbst aufs Spiel
setzt. Der Betonporsche, übrigens eine grenzbestimmung betontechnischer Machbarkeit,
überholt seine eigene, aber in Bezug auf die skulpturalen Eigenschaften auch die
Kunstgeschichte. Der Unfall markiert einen konkreten Zeitpunkt jüngster Vergangenheit.
Und dennoch wirkt er wie aus einer griechisch-römischen Ahnenreihe herausgeschalt - die
Glyptothek lässt grüßen. Mit seiner abgeschlagenen Nase wird er zum antiken Helden der
jetztzeit. Gottfried Bechtolds - Betonporsche II, Crash 2001 - ist ein Abgesang auf die
herkömmlichen mobilitätstechnischen Möglichkeiten im Zeitalter der künstlichen
Reproduzierbarkeit.
Roland Jörg
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